Christine Büring: „Ein ganz anderes Leben“

Interview mit Christine Büring, die zum 1. Juli das Amt der RI-Direktorin für die Zonen 15 und 16 übernimmt
Meine Aufgaben sind zweigeteilt: Da ist zum einen die aufsichtsratsähnliche Verantwortung, was die Geschäfte von Rotary International betrifft und auf der anderen Seite - und das ist neu - bin ich gehalten, mich in meiner Region einzubringen und die regionale Arbeit zu unterstützen. Das betrifft Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein. Die beiden Zonen 15&16 bestehen aus 18 Distrikten mit mehr als 68.000 Rotariern. Die Vorbereitungen laufen: Persönlich muss ich mich total umorganisieren. Start im Board ist Anfang Februar, wenn ich zum ersten Mal nach Orlando darf, wo ich selbst nochmal geschult werde. Das nächste halbe Jahr bis zum Amtsantritt und natürlich auch während der zwei Jahre ist das ein ganz anderes Leben als ich es jetzt führe Ich werde viel reisen. So organisiere ich mein Unternehmen neu. Ich rede darüber nicht nur mit meiner Familie, sondern auch mit meinen Mitarbeitern, weil ich zeigen will, dass man Direktorin sein kann und arbeitet. Wenn Rotary eine Vereinigung von Menschen verschiedenster Berufe sein soll, wieso sollte ich dann in dem Zeitraum dieser zwei Jahre meinen Beruf aufgeben? Der Zeitraum von zwei Jahren zeigt, dass die Aufgabe komplex ist und es Kontinuität braucht. Hier nimmt mich Hans-Hermann Kasten wunderbar an die Hand. Es geht ja auch um relativ viel Geld und um Entscheidungen im Board, die alle Länder und alle Rotarier betreffen. Mir ist die Herausforderung bewusst.
Wie arbeiten die Direktoren und Direktorinnen der einzelnen Zonen zusammen?
Das hängt sehr von den Regionen selbst ab. Mein erster Eindruck ist, dass zum Beispiel die Amerikaner und die Inder unglaublich gut zusammenarbeiten und immer auch sehr gut abgestimmt sind. Die Europäer wollen nun noch mehr zusammenwachsen. Ich sehe da einen Prozess. Das ist sicher ein Resultat der Regionalisierung, die Rotary zulässt. Mein größter Ehrgeiz ist, dazu beizutragen, dass wir in Europa eine Stimme für unseren Kulturraum finden und diesen Kulturraum bei RI auch mit Kraft vertreten können. Da hilft mir ein bisschen meine Mehrsprachigkeit – spanisch, französisch und englisch.
Was hast Du Dir vorgenommen?
Erst einmal habe ich mir vorgenommen, alles, was ich mir vorgenommen habe, auf nur einer Seite unterzubringen.
Von meinen Vorgängern habe ich gelernt, dass es nicht gut ist, sich zu viel vorzunehmen, weil man in der internationalen Arbeit sich nicht von vorneweg im Detail festlegen kann. Ich bin aber für mich persönlich auch konkret: Mein Lieblingsmotto ist von 2012/13 „Peace through Service“. Ich hoffe, dass ich begeistern kann, auch wenn es um Frieden im umfassenden Sinne geht - in unserer Gesellschaft, darin, wie wir Kompromisse finden. Der Frieden liegt schon in der Methode: erst zuhören, lernen, dann etwas machen und die Erfahrung teilen. Bei Rotary bleibt oft vieles stecken, weil jeder alles immer neu erfindet. Noch einen Punkt: Der Erfolg von Rotary ist weltweit unterschiedlich. Wir in Deutschland sind ziemlich stabil. Aber auch hier stellt sich die Frage, was uns relevant macht für wirklich gute Leute, die etwas beitragen wollen, die etwas zu sagen haben, die Mut und Offenheit leben.
Was hat dich bei deiner langjährigen Arbeit im Distrikt geprägt, jetzt dieses Amt anzugehen?
Wir haben 1995 in Altenburg einen Club gegründet, um Ost und West zusammenzubringen. Wir wollten auch etwas Internationales in eine Kleinstadt in Ostthüringen bringen. Ich war beteiligt, den Jugenddienst im Distrikt aufzubauen und habe viele Jahre selbst, Jugendliche bei uns gehabt. Dafür werde ich immer dankbar sein, auch dass ich meine Kinder so international erziehen konnte. Der Distrikt hat sich immer versucht auch nach außen zu orientieren und ich durfte dabei sein – auch als Governor. Wir arbeiten bis heute mit dem Nachbardistrikt 1880 zusammen. Davon habe ich profitiert. Man muss einfach gucken wie Projekte woanders gut funktioniert – ein spannendes Beispiel ist das „Grüne Band“. Noch etwas Lustiges zu meiner Prägung: Ich wollte als Kind immer UNO- Generalsekretärin werden. Jetzt bin ich 61 und ich sehe die Aufgabe als Direktorin bei Rotary International als ein Geschenk und eine Ehre.
Das Interview führte unser Distriktberichterstatter Matthias Gehler
- Aufrufe: 73