Positionspapier des Deutschen Governorrates (DGR)
Rotary und der Umgang mit Extremismus – Historische Verantwortung, Positionierung und Handlungsempfehlungen
Rotary in Deutschland (Rotary) bekennt sich zu Demokratie, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit
Rotary ist parteipolitisch neutral – doch diese Neutralität entbindet uns nicht von Haltung, sie ist kein Freibrief zur Gleichgültigkeit. Wir unterscheiden klar zwischen parteipolitischer Zurückhaltung und wertepolitischer Entschlossenheit. Rotary ist keine politische Organisation – wohl aber eine Wertegemeinschaft. Unsere Mitglieder bekennen sich zu den rotarischen Werten, benennen sie klar und stehen für sie ein.
Als Wertegemeinschaft, die sich ethischen Grundsätzen, internationalem Austausch, Völkerverständigung und dem Dienst an der Gesellschaft verpflichtet sieht, stehen wir für:
- die unveräußerliche Würde jedes Menschen
- Gleichheit und Toleranz
- freiheitliche Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
- Ablehnung jeder Form von Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit
Historische Verantwortung verpflichtet
Wir wissen um die unrühmliche Rolle Rotarys in der Zeit des Nationalsozialismus und der Endphase der Weimarer Republik. Statt jüdische Mitglieder zu schützen, wurden sie mit fadenscheinigen Begründungen ausgeschlossen oder zum Austritt gedrängt. Einige Clubs passten sich nicht nur an, sondern biederten sich dem NS-Regime aktiv an – in der Hoffnung, ein „deutsches Rotary“ im Sinne der Ideologie zu schaffen.
Diese Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Die Geschichte mahnt uns, unsere Werte frühzeitig und entschlossen zu verteidigen. Denn Demokratie stirbt nicht plötzlich – sie stirbt schleichend.
Handlungsempfehlungen für Clubs und Vorstände
Eine Mitgliedschaft in Rotary setzt die Anerkennung rotarischer Grundwerte voraus, das gleichzeitige Bekenntnis zu extremistischen Positionen oder die Mitarbeit in entsprechenden Organisationen schließt dies aus.
- Klare Haltung zeigen:
Es darf keinen Zweifel geben, dass Hass und Ausgrenzung keinen Platz haben. Clubs kommunizieren die rotarischen Werte aktiv – nach innen und außen. - Bildungsarbeit und Kommunikation stärken:
Distrikten und Clubs wird empfohlen, regelmäßig Veranstaltungen zu Demokratiebildung und gesellschaftlichem Zusammenhalt durchzuführen. - Keine Führungsaufgaben für Funktionsträger extremistisch eingestufter Parteien:
Personen, die ein Mandat oder eine aktive Rolle für eine Partei ausüben, die vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufter Verdachtsfall behandelt wird, sollen keine rotarischen Führungsfunktionen (z.B. Präsident:in, Governor:in) übernehmen. - Umgang mit Konflikten:
Clubs sollen im Konfliktfall zunächst das Gespräch suchen. Bei wiederholten oder gravierenden Verstößen gegen die rotarischen Werte (z. B. rassistische Äußerungen) soll das Mitglied zum Austritt aufgefordert werden. Als Ultima Ratio kann ein Ausschlussverfahren eingeleitet werden. Die Clubs sollten zeitnah ihre Satzung im Hinblick auf diese Möglichkeit hin überprüfen. - Öffentliche Präsenz:
Rotary Clubs und Distrikte sind aufgerufen, überparteiliche Aktionen für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte zu unterstützen. Dies stärkt die Sichtbarkeit rotarischer Werte in der Gesellschaft. Rotary soll dort sichtbar und wirksam sein, wo demokratische Grundüberzeugungen wachsen – bei jungen Menschen, in Bildungsinstitutionen, unter engagierten Zukunftsträgern. Eine Ansprache dieser Zielgruppen in geeigneten Formaten ist integraler Bestandteil einer glaubwürdigen werteorientierten Haltung